Von blütenarmem Grünland zu vielfältigen Magerwiesen. Aufwertung von Roughs auf deutschen Golfplätzen

Projekt Deutscher Golf Verband e.V.

Prof. Dr. J. Kollmann, Lehrstuhl Renaturierungsökologie, Technische Universität München

Die aktuellen Nachrichten über die Verarmung vieler Landschaften und den damit verbundenen Rückgang von Blütenpflanzen, Insekten und Vögeln haben den Umfang einer Biodiversitätskrise erreicht, die schon als „Zweiter Stummer Frühling“ beschrieben wird. Als Beitrag einer Lösung dieser Krise werden entsprechende Schutzmaßnahmen in vielen Ländern durchgeführt. Golfplätzen kommt hier eine zunehmend wichtige Rolle zu. Sie werden oft auf vormals landwirtschaftlich genutzten und damit ökologisch verarmten Flächen angelegt und haben eine großes Potential zur Förderung der Biodiversität und bestimmter ökologischer Funktionen. Damit kommt es zu einer Unterstützung von Ökosystemdienstleistungen sowohl innerhalb des Golfplatzes, als auch in der umgebenden Landschaft.

Eine vielversprechende Strategie zur Förderung von Biodiversität auf Golfplätzen ist die Anlage magerer Grünlandbestände, weil hier keine Konflikte mit den Notwendigkeiten landwirtschaftlicher Produktion auftreten. Wenn Golfplätze Ressourcen für Bestäuber in Form von Pollen und Nektar sowie Nist- und Überwinterquartiere zur Verfügung stellen, bilden sich lokal größere und robustere Bestäubergemeinschaften. Für die Golfspieler ergäbe sich der Gewinn von weniger dichten und nicht so grassdominierten Roughs, die das Auffinden von Bällen erleichtern und das Spiel beschleunigen. Die Umwandlung einiger „Semi-Roughs“ und Spielbahnen in Magerrasen würde die Biomasseproduktion dieser Flächen vermindern und damit auch geringere Kosten zur Pflege des Golfplatzes verursachen. Eine angepasste Planung und Pflege der Vegetation von Golfplätzen sind wichtig um dieses Möglichkeiten zu nutzen, und zwar als synergetische Kombination gesteigerter biologischer Vielfalt, besserer Spielbarkeit der Anlage und reduzierter Pflegekosten. Bei der Umsetzung dieser Strategie gibt es allerdings ökologische Wissensdefizite und mangelnde praktische Erfahrung. Diese Lücke will das vorliegende Projekt schließen.