Der Einfluß von Biodiversität auf Ökosystemprozesse in Grünlandbeständen
Ein interdisziplinäres Forschungsprogramm
Der Einfluß von Biodiversität auf Ökosystemprozesse in Grünlandbeständen
In dem Projekt "Der Einfluß von Biodiversität auf Ökosystemprozesse in Grünlandbeständen" soll in experimentellen und theoretischen Untersuchungen die Bedeutung von biologischer Vielfalt für die Stabilität von Ökosystemen untersucht werden. Modernste molekularbiologische, biochemische, mathematische und freilandökologische Methoden sollen eingesetzt werden, um die genetische and phänotypische Diversität zu quantifizieren und Stoffflüsse durch die Ökosysteme zu messen.
Projektleiter
Prof. Dr. Wolfgang W. Weisser
Institut für Ökologie
Friedrich-Schiller-Universität
Dornburger Str. 159
D-07743 Jena
Tel: +49.3641.94.9400
Fax: +49.3641.94.9402
E-mail: email
Projektkoordination
Dr. Kerstin Wiesner
Institut für Ökologie
Friedrich-Schiller-Universität
Dornburger Str. 159
D-07743 Jena
Tel: +49.3641.94.9419
Fax: +49.3641.94.9402
Ilka Egerer
Institut für Ökologie
Friedrich-Schiller-Universität
Dornburger Str. 159
D-07743 Jena
Tel: +49.3641.94.9417
Fax: +49.3641.94.9402
Laufzeit des Projekts bis März 2010
Projektmitglieder
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Institut für Ökologie
Prof. Dr. Wolfgang W. Weisser
Juliane Specht
Kerstin Wiesner
Inst. f. Wirtschaftswissenschaften
Prof. Dr. Andreas Freytag
Christoph Vietze
Angela Münch
Max-Planck-Institut für Biogeochemie, Jena
Prof. E.-Detlef Schulze
Ökologische Planung
Dr. Wolfgang Völkl
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
Department Biozönoseforschung
Dr. Harald Auge
Dr. Daniel Prati
Claudia Stein
Department Bodenökologie
Karoline Weißhuhn
Prof. Dr. François Buscot
Stefan Hempel
Dr. Elke Schulz
Marc Breulmann
Universität Tübingen
Geographisches Institut
Prof. Dr. Thomas Scholten
Ralf Gründling
Universität Göttingen
Depart. f. Agrarökonomie u. Rurale Entwicklung
Professor Dr. R. Marggraf
Dr. Jan Barkmann
Sandra Rajmis
Projektbeschreibung
Gesamtziel des Vorhabens
Änderungen in der Landnutzung führen weltweit zu einem drastischen Verlust an Artenvielfalt. In den letzten Jahren wurde deshalb verstärkt die Frage gestellt, inwieweit ein Verlust an Arten zu einer Beeinträchtigung von Ökosystemfunktionen wie etwa den Elementkreisläufen (N, P, C) oder der Stabilität der Ökosysteme führt. Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass ein Verlust an Biodiversität tatsächlich mit einem Verlust dieser "ecosystem functions" einhergehen kann. Da eine Beeinträchtigung der Ökosystemfunktionen zu einer Reduktion in den "ecosystem services", den von der Natur für den Menschen erbrachten Serviceleistungen, führen kann, gefährdet der Verlust an Biodiversität somit die nachhaltige Nutzung von Ökosystemen. Die bisherigen Untersuchungen wurden jedoch meist an künstlichen Ökosystemen durchgeführt (Mikrokosmen, Ansaatexperimente), so dass oft unklar blieb, ob die gefundenen Zusammenhänge auch in realen Landschaften Bestand haben. Andererseits haben die bisherigen Untersuchungen gezeigt, dass experimentelle Ansätze notwendig sind, um kausale Zusammenhänge zwischen Biodiversitätsänderungen und Änderungen der Funktion bzw. von Ecosystem Services nachzuweisen.
Das Ziel des vorliegenden Verbundprojektes ist es daher, mit Hilfe von experimentellen Ansätzen und einer Analyse von Diversitätsgradienten bestehende Forschungsdefizite abzubauen. Als Modellsystem dienen extensiv bewirtschaftete Grünländer, die in Deutschland flächenmäßig bedeutsam und in ihrer Erhaltung bedroht sind. In diesem Ökosystem sollen wichtige Mechanismen der Erhaltung von Biodiversität untersucht (Abb. 1, links) und ein tieferes Verständnis der Bedeutung von Biodiversität für Ökosystemfunktionen erreicht werden (Abb. 1, rechts). Die Teilprojekte (TP) des Gesamtprojekts ergänzen sich und arbeiten auf denselben Untersuchungsflächen im Freiland (Abb. 1, unten).
Um ein besseres Verständnis der Mechanismen zum Erhalt der Biodiversität zu bekommen, wird nicht nur die Vielfalt von Pflanzen (TP STOFF), Mykorrhizapilen (TP MYKO) und Insekten (TP ENTO) erfasst, sondern auch abiotische Standortfaktoren (TP STOFF) sowie eine Reihe von Ökosystemfunktionen, wie etwas der Kohlenstoffspeicherung und verschiedene Nährstoffkreisläufe (TP STOFF, MYKO) oder auch die Produktivität und Stabilität einschließlich der Resistenz gegenüber Invasionen (TP PHYTO, ENTO). Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung biotischer Interaktionen zwischen Mykorrhizapilzen, Pflanzen und Insekten und ihrer Bewertung hinsichtlich der Bedeutung für Ökosystemfunktionen und als Indikatoren für den Ökosystemzustand.
Während in der ersten Phase von DIVA-Jena eine gorße Feldkampagne im Untersuchungsgebiet als Übersichtsstudie zum Zusammenhang zwischen Biodiversität und biogeochemischen Prozessen und die Reaktion der grasländer auf experimentelle Störungen im Vordergrund standen, war der Schwerpunkt der zweiten Phase ein vertieftes Verständnis der Mechanismen des Erhalts von Biodiversität. Im Vordergrund standen zudem die Rolle der Landnutzung und ihrer Geschichte, der Zusammenhang zwischen ökonomischen Variablen und Diversitätsändeurngen sowie die Entwicklung von neuen Indikatoren für den Zustand des Systems. Diese handungsorientierten Felder werden in der dritten Phase des Verbundprojekts gestärkt werden. Dazu wird zusätzlich zu dem TP INDIKATION, das Indikatoren für die Bewertung des Systemzustandes entwickelt, ein TP ECOL-ECON in der dritten Phase neu aufgenommen werden Abb. 1. Dieses Teilprojekt basiert auf den Vorarbeiten der Antragsteller in der zweiten Projektphase. Die Untersuchungen werden zu einem Abbau der Forschungsdefizite in diesen Bereichen und zur Formulierung konkreter politischer Handlungsoptionen beitragen.
Aus den Vorergebnissen und den allgemeinen Zielen ergeben sich folgende konkrete Projektziele für die dritte Projektphase:
- Regionale Analyse der Einflüsse ökonomischer Faktoren auf Biodiversitätsänderungen.
- Entwicklung regionaler Szenarien für die Änderung der Biodiversitätsänderungen.
- Bewertung von Biodiversität in Grünlandökosystemen unter Einbeziehung ökosystemarer Prozesse.
- Quantifizierung der Kohlenstoffspeicherung von Grünlandökosystemen auf regionaler Skala in Abhängigkeit von Landnutzungsgeschichte, Artenvielfalt und der Artenzusammensetzung.
- Untersuchung der Effekte häufiger Mahd auf Biodiversität, tropische Interaktionen und Ökosystemprozesse.
- Messung der Resistenz natürlicher Grünlandökosysteme gegenüber Invasion.
- Bestimmung der Reaktion von Grünlandökosystemen auf Langzeitmanipulation trophischer Interaktionen.
- Untersuchung der Rolle von Symbiosen (Mykorrhiza) für den Erhalt und die Funktion von Pflanzendiversität in den Grünlandökosystemen.
- Verifizierung der gefundenen Zusammenhänge zwischen Diversität und Funktion in Zusammenarbeit mit anderen Verbundprojekten in BIOLOG Europa, insbesondere mit BIOPLEX.
- Entwicklung konkreter Produkte zur nachhaltigen Verwertung der erzielten Ergebnisse insbesondere Kompetenzvermittlung, Information der Öffentlichkeit, Printprodukte und die Entwicklung anwendungsorientierter Tools.
Wissenschaftliche Ziele des Teilprojekts ENTO
In europäischen Grasländern wie in den meisten terrestrischen Ökosystemen bilden Insekten die artenreichste Organismengruppe. Die Mechanismen, die zur Aufrechtserhaltung der enormen Insektendiversität führen, sind jedoch nur unzureichend erforscht. Ebenso ist die Bedeutung von Insekten für Ökosystemfunktionen weitgehend ungeklärt. In einer Vielzahl von Studien finden sich Hinweise darauf, dass Insekten die Struktur und Zusammensetzung von Pflanzengemeinschaften und die Stoffumsätze in Ökosystemen beeinflussen können. Studien, in denen die Anwesenheit von Insekten in natürlichen Systemen direkt manipuliert wurde, um die Bedeutung von Insekten für Stoffflüsse zu erforschen, sind jedoch rar. Das Ziel des Vorhabens ist es, Wissensdefizite zur Bedeutung von Insekten für Ökosysteme abzubauen und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten. Diese sollen einen verstärkten Schutz der Diversität von Insekten ermöglichen, andererseits durch ein tieferes Verständnis von Interaktionen auch den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Ökosystemen ermöglichen.
In der dritten Phase sollen die folgenden Fragen zu den Mechanismen der Aufrechterhaltung der Diversität und der Bedeutung von Insekten für Ökosystemfunktionen beantwortet werden:
- welche Rolle spielen biotische Interaktionen für Ökosystemfunktionen und für die Aufrechterhaltung von Biodiversität?
- wie beeinflußt der Wandel der Landnutzung biotische Interaktionen und welche Konsequenzen hat dies für die Ökosystemfunktionen?
- welche Anpassungen an die lokale Pflanzenartenzusammensetzung und Diversität lassen sich bei ausbreitungsschwachen Generalisten wie der Heuschrecke Chorthippus parallelus erkennen?
- wie wirkt sich die Besiedlung verschiedener Pflanzen und deren Genotypen mit unterschiedlichen Mykorrhizapilzen auf die Fitness herbivorer Insekten und die ihrer natürlichen Gegenspieler aus?
- welche Rolle spielen regionale Prozesse für die Stabilität von Ökosystemen?
- wie lassen sich die Ergebnisse aufbereiten, um sie einer breiteren Öffentlichkeit und Entscheidungsträgern zu vermitteln.
Weitere Details aus den einzelnen Projektphasen können auf der englischen Homepage gefunden werden.
Ansprechpartner:
FSU Jena, Institut für Ökologie
Prof. Dr. Wolfgang W. Weisser
Juliane Specht
Kerstin Wiesner
Wissenschaftliche Ziele des Teilprojekts STOFF/MYKO
Bodenkohlenstoff sowie Boden- und Mykorrhizapilze in Grünlandökosystemen unterschiedlicher Diversität
Prof. Dr. François Buscot, Dr. Elke Schulz,
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ GmbH, Department Bodenökologie
Das Teilprojekt STOFF/MYKO setzt sich als Ziel, die vier Knoten Eintrag, Transformation, Akkumulation und Verlust von Kohlenstoff in und aus Böden im Zusammenhang mit der Pflanzendiversität und der Nutzungsintensität in Graslandschaften Mitteldeutschlands quantitativ und auf der Ebene der biologischen Mechanismen zu erläutern. Bezüglich des Eintrags werden insbesondere die mykorrhizalen Symbiosen zwischen Bodenpilzen und Pflanzenwurzeln analysiert, weil sie viele Photoassimilate direkt in die Böden leiten. Die entsprechend leicht verfügbaren Energie- und Stoffressouren fördern die mikrobielle Aktivität in der Rhizophäre und im nicht rhizophärischen Boden, die für die Balance zwischen Streumineralisierung und Humifizierung prägend ist. Aus dieser Balance resultiert letztendlich das Gleichgewicht zwischen der Akkumulation von mehr oder weniger stabilen organischen Kohlenstofffraktionen und deren Mineralisation mit entsprechendem Kohlendioxidausstoß aus den Böden. Die verschiedenen Ebenen (Mykorrhizen, Mikrobielle Biomasse, C-Akkumulation und C-Ausstoß) stehen im engen Zusammenhang mit der Diversität der Pflanzendecke, wobei die Mechanismen des Zusammenhangs und der Wechselwirkungen zwischen den Ebenen noch unklar sind.
Wissenschaftliche Ziele des Teilprojekts INDIKATION
Im Teilprojekt INDIKATION wurde in der zweiten Förderphase ein einfaches alternatives Bewertungs- und Indikationssystem entwickelt, das neben dem Artenreichtum auch Verknüpfungen zwischen Biodiversität und ausgewählten Ökosystemfunktionen integriert. Dazu gehören Anwesenheit/Fehlen von bestimmten life-history-Strategien (monophage, polyphage Arten; univoltine, bivoltine, polyvoltine Arten), die Besetzung ökologischer Nischen und die Vollständigkeit des Nahrungsnetzes. Das Modell wurde zunächst in Grünlandökosysteme entwickelt, ist aber auch auf weitere Offenlandstandorte übertragbar.
In der dritten Projektphase sollen weitere Faktoren mit einbezogen werden, die für die Umsetzung dieses Indikationssystems sehr wichtig sind. Die Untersuchung von regionalen Aspekten erlaubt eine differenzierte Anwendung und Bewertung in unterschiedlich geprägten Naturräumen. Die Analyse der Wechselwirkungen zwischen Biodiversität, Landnutzungsänderungen und sozioökomomischen Variablen (in Kooperation mit dem Teilprojekt ECOL-ECON) soll eine Beurteilung der Auswirkungen des Landschaftswandels auf die Biodiversität ermöglichen und Prognose für die zukünftige Entwicklung erlauben.
Als Produkt soll am Ende der Projektphase ein regional verfeinertes Indikationssystem stehen, das in der Naturschutzpraxis bei der Flächenbewertung und bei der Effizienzkontrolle Anwendung findet und gleichzeitig auch als Baustein bei der Formulierung von Mindeststandards für den Erhalt von Biodiversität im Gründland dient.
Ansprechpartner
Dr. Wolfgang Völkl
Dr. Maria Romstöck-Völkl
Adresse
Ökologische Planung,
Hohe Eiche 6,
95517 Seybothenreuth
Wissenschaftliche Ziele des Teilprojekts PHYTO
Pflanzendiversität von Grünlandökosystemen: Die Bedeutung von regionalem Artenpool, Herbivorie und Interaktionen
Biodiversität ist das Ergebnis ökologischer Prozesse, die auf unterschiedlichen räumlichen Skalen wirken. Die Pflanzenvielfalt eines Standortes kann einerseits durch regionale Faktoren beeinflusst werden, so z. B. durch den Artenpool, der in einem Gebiet überhaupt zur Verfügung steht, der Ausbreitungsfähigkeit einzelner Arten oder auch durch die Landnutzung, durch die verschiedene Habitate entstehen. So konnten wir in der vorangegangenen Projektphase zeigen, dass sich die lokale Diversität der Pflanzenarten durch Einsaat von Samen aus dem regionalen Artenpool erhöhen lässt, was auf eine Ausbreitungslimitierung dieser Pflanzen hindeutet. Gleichzeitig konnte durch die Einsaat die Produktivität erhöht werden.
Andererseits können lokal wirkende Faktoren die Pflanzenvielfalt bestimmen, wie das Auftreten von Herbivorie. Wir konnten zeigen, dass durch den Ausschluss von unterirdischen Insekten eine Verschiebung in der Zusammensetzung der Arten zu Gunsten der dominanten Gräser auftrat.
In unserer weiteren Forschungsarbeit wollen wir auch andere Wechselbeziehungen von Organismen im Grünland berücksichtigen, z.B. die Symbiose von Pflanzen mit arbuskulärer Mykorrhiza oder Interaktionen zwischen Pflanzen, herbivoren Insekten und räuberischen Insekten. Ziel des Teilprojektes PHYTO in der dritten Phase des Verbundprojekts DIVA ist es, im Zusammenwirken mit den Partnern folgende Fragen zu beantworten:
- Wie wirkt sich die Herbivorie durch Insekten langfristig auf die Zusammensetzung und Diversität von Grünländern aus?
- Welche Rolle spielen biotische Interaktionen (Boden-Mikroorganismen-Pflanzen, Pflanze-Insekten-Parasitoide) für Ökosystemfunktionen und für die Aufrechterhaltung von Biodiversität?
- Wie beeinflusst der Wandel der Landnutzung biotische Interaktionen und welche Konsequenzen hat dies für die Ökosystemfunktionen?
- Welche Schlussfolgerungen für eine nachhaltige Nutzung im Hinblick auf die Erhaltung der biologischen Vielfalt und für die Stabilität der Grünlandökosysteme lassen sich aus den Ergebnissen ableiten?
Ansprechpartner
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH
Dr. Harald Auge
Department Biozönoseforschung
Claudia Stein
Karoline Weißhuhn
Universität Potsdam
Dr. Daniel Prati
Wissenschaftliche Ziele des Teilprojekts PEDON
Heterogenität weitgehend nutzungsunabhängiger Standorts- und Wasserhaushaltsparameter in natürlichen Grünlandbeständen
Das Teilprojekt PEDON erfasst und quantifiziert die Heterogenität abiotischer Bodeneigenschaften in und zwischen natürlichen Grünlandbeständen. Hierbei steht die Frage nach dem Einfluss stabiler, weitgehend nutzungsunabhängiger Bodenparameter auf der Skala einzelner Peda auf die Biodiversität und deren Erhalt im Zentrum der Betrachtung. Um die funktionelle Bedeutung von Biodiversität in Abhängigkeit von den Mechanismen ihrer Erhaltung zu bewerten, ist daher nicht nur die mittlere Ausprägung von Bodeneigenschaften sondern insbesondere deren Amplitude innerhalb der Grünlandbestände zu erfassen. Neben der natürlichen Pedogenese können hierfür auch historische Nutzungsfaktoren eine Rolle spielen. Es soll daher untersucht werden, ob Grünlandflächen mit höherer Amplitude einzelner Bodeneigenschaften eine größere Diversität aufweisen. Des weiteren wird der Frage nachgegangen, ob größere Mengen an pflanzenverfügbarem Bodenwasser zum Erhalt von Biodiversität beitragen, indem annuelle Schwankungen des Wasserangebots ausgeglichen werden können, oder eher zur Dominanz einzelner Arten und damit zu Ökosystemen geringer Biodiversität führen.
Die Bestimmung der Heterogenität innerhalb von Grünlandökosystemen gestattet zusammen mit der Analyse bodenkundlicher Unterschiede zwischen einzelnen Flächen eine Interpretation der Rolle des Bodens für die verschiedenen Gesichtspunkte der Biodiversität natürlicher Grünlandökosysteme in Mittelgebirgslandschaften. Sie trägt damit zur Klärung der Frage nach wichtigen Mechanismen der Erhaltung von Biodiversität bei. Zudem liefern die Ergebnisse Grundlagen für die Verringerung der Parameterunsicherheit hinsichtlich der Rolle abiotischer Faktoren in der Modellierung und können ein wichtiger Ausgangspunkt für die Extrapolation auf größere Räume vor dem Hintergrund von Fragen der Landnutzungsoptimierung sein.
Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb des Gesamtprojektes findet mit allen anderen Teilprojekten statt. Dieses gemeinsame Vorgehen vollzieht sich zunächst durch die gemeinsame Auswahl der Intensivuntersuchungsflächen sowie die Auswahl von Probenahmepunkten und Tiefenstufen der Probenahme mit den TPs ENTO, MYKO und STOFF. Bei der Heterogenitätsberechnung sollen zudem Ergebnisse der Aufnahme von Pflanzendiversität durch das TP PHYTO einfließen um die Rolle der Interaktion zwischen dem Pflanzenbewuchs und den Böden zu konkretisieren. Mit dem Teilprojekt STOFF besteht hinsichtlich der Ergebnisse der 14C-Datierungen und der Bestimmung des Bodenkohlenstoffs sowie der Analyse der Vornutzung der Flächen und des Vorkommens von Leithorizonten der Rodungstätigkeit eine enge Kooperation. Die Daten zum Bodenwasserhaushalt dienen dem Teilprojekt MYKO zur erweiterten Bewertung des Mykorrhizastatus von Grünländern, insbesondere des Mykorrhizierungsgrads.
Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Scholten
Institut für Geographie
Universität Tübingen
Rümelinstr. 19-23
D-72070 Tübingen
Tel.: +49.7071.29.72400
Fax: +49.7071.29.5391
Email: thomas.scholten@uni-tuebingen.de
Ralf Gründling
Institut für Geographie
Universität Tübingen
Rümelinstr. 19-23
D-72070 Tübingen
Tel.: +49.7071.29.77504
Fax: +49.7071.29.5391
Email: ralf.gruendling@uni-tuebingen.de
Wissenschaftliche Ziele des Teilprojekts ECOL-ECON
Neben der Beziehung der Biodiversität zur Funktionsfähigkeit von Ökosystemen besteht auch eine starke Wechselwirkung mit sozioökonomischen Aspekten. Zum einen kann ein negativer Einfluss der wirtschaftlichen Entwicklung auf die Biodiversität beobachtet werden. So sind es vor allem Änderungen in der Landnutzung, die weltweit zu einem erwähnten Verlust an Artenvielfalt führen. Zum anderen kann Biodiversität eine Voraussetzung für nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung bilden.
Ziel des Teilprojekt ECOL-ECON ist es, mögliche Wechselwirkungen zwischen den von den anderen Teilprojekten erforschten ökologischen Zusammenhängen und sozioökonomischen Aspekten zu untersuchen. Wurden in der vorherigen Projektphase zunächst generelle Zusammenhänge zwischen sozioökonomischen und ökologischen Variablen auf globaler Ebene herausgearbeitet, gilt es nun die gewonnenen Methoden und Erkenntnisse auf regionaler und lokaler Ebene anzuwenden.
Folgende konkrete Aufgabenstellungen stehen in der dritten Projektphase im Mittelpunkt des Teilprojekts ECOL-ECON:
- Welchen Einfluss haben sozioökonomische Variablen auf den Bestand an Biodiversität in einem regionalen Rahmen?
- In welchen Zusammenhang stehen lokale Landnutzungsänderungen, Änderungen der Artenvielfalt im Grünland und die sozioökonomische Entwicklung in der Landwirtschaft?
- Wie können die Erkenntnisse über die Interaktion von Biodiversität und Ökonomie in die bestehenden Landschaftsschutzprogramme integriert werden und wie ist der aktuelle institutionelle (Förder-)Rahmen anzupassen?
- Wie können die durch ECOL-ECON (oder ähnliche Forschungsprojekte) gewonnenen Erkenntnisse den lokalen Stakeholdern näher gebracht werden, um die Akzeptanz für entsprechende Landschaftsschutzprogramme zu erhöhen?
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Andreas Freytag
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Carl-Zeiss-Str. 3
D-07743 Jena
Tel.: +49.3641.94.3250
Fax: +49.3641.94.3252
E-mail: A.Sauerbier@wiwi.uni-jena.de
Angela Münch
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Carl-Zeiss-Str. 3
D-07743 Jena
Tel.: +49.3641.94.3255
Fax: +49.3641.94.3252
E-mail: Angela.Muench@uni-jena.de
Wissenschaftliche Ziele des Teilprojekts ECON-VAL
Ziel des Teilprojekts ECON-VAL (ECONOMIC VALUATION) ist es, die in den anderen Teilprojekten erforschten ökologischen Zusammenhänge und Ergebnisse in Zahlungsbereitschaften zu übersetzen. Wir ermitteln Präferenzen der lokalen Bevölkerung im Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald für die regionale Biodiversität und ökosystemare Dienstleistungen des Grünlandes. Ökosystemare Dienstleistungen sind die von der Biodiversität oder dem Ökosystem realisierten Leistungen im weitesten Sinne (direkt oder indirekt), die sich als gesellschaftlicher Nutzen darstellen lassen (rein anthropozentrische Sichtweise). Die umweltökonomische Bewertung folgt dem Prinzip der Konsumentensouveränität. Hierbei werden alle Interessen der Befragten und verschiedene Arten von gesellschaftlicher Naturnutzung berücksichtigt. Solche Werte können beispielsweise rein ästhetische Werte sein oder Existenzwerte (sich an der puren Existenz einer Tier-/Pflanzenart oder Landschaft erfreuen ohne sie jemals zu nutzen) oder aber auch rein materielle Werte. Da der Nutzen aus den ökosystemaren Dienstleistungen bzw. der Biodiversität nicht direkt am Verhalten beobachtbar ist (es gibt keinen Markt für die meisten Umweltgüter), muss zunächst eine Situation geschaffen werden, in der das Verhalten beobachtet werden kann. Hierzu verwenden wir ein Choice Experiment (Auswahlexperiment), das Präferenzen und Auswahlverhalten methodisch verbindet und zu den so genannten Stated Preference-Methoden gehört.
Folgende konkrete Aufgabenstellungen stehen in der derzeitigen Projektphase im Mittelpunkt des Teilprojekts ECON-VAL:
- Welche Präferenzen hat die lokale Bevölkerung hinsichtlich der regionalen Biodiversität und ihren ökosystemaren Dienstleitungen (z.B. für ästhetische Werte, landwirtschaftliche Produktion)
- Wie hoch ist die Zahlungsbereitschaft der Bevölkerung für die regionale Biodiversität und ihre ökosystemaren Dienstleistungen?
- Welchen Einfluss haben soziodemographische Variablen auf die Präferenzen und die Zahlungsbereitschaft?
- Gibt es andere Aspekte, die die Zahlungsbereitschaft beeinflussen (z.B. generelle Einstellungen zur Umwelt)?
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Rainer Marggraf
Georg-August-Universität Göttingen
Platz der Göttinger Sieben 5
D-37073 Göttingen
Tel.: +49.551.39.4829
Fax: +49.551.39.4812
E-mail: rmarggr@uni-goettingen.de
Dr. Jan Barkmann
Georg-August-Universität Göttingen
Platz der Göttinger Sieben 5
D-37073 Göttingen
Tel: +49.551.39.4814492
Fax: +49.551.39.4812
E-mail: jbarkma@uni-goettingen.de
Sandra Rajmis
Georg-August-Universität Göttingen
Platz der Göttinger Sieben 5
D-37073 Göttingen
Tel: +49.551.39.4856
Fax: +49.551.39.4812
Email: srajmis@uni-goettingen.de